Kuventhaler Kapelle

Auf den ersten Blick macht sie einen viel älteren Eindruck, aber das kleine Bruchsteingemäuer neben der Linde in der Dorfmitte wird tatsächlich erst 150 Jahre alt. Umrahmt und fast zugebaut von den umliegenden Hofstellen ist dieses am 3. November 1861 eingeweihte Kapellengebäude aber bereits der dritte sakrale Bau für unser Dorf auf diesem Platz.

Die Anfänge einer kirchlichen Stätte in Kuventhal verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Nach der Christianisierung unserer Gegend und der Gründung vieler Stifte und Klöster werden auch in einigen umliegenden Dörfern schon in frühester Zeit Kirchen oder Kapellen erwähnt. Für Kuventhal, das erstmals 1257 in schriftlichen Quellen genannt wird, fehlen leider speziell für die älteste Zeit Angaben zu einer Kapelle.

Der Einbecker Stadthistoriker Harland hat in einem 1883 veröffentlichten Aufsatz angenommen, dass es bereits im ehemaligen Vorwerk des 13. Jahrhunderts, dem Vorgänger des heutigen Dorfes eine gottesdienstliche Stätte gegeben hat. Später dann, nach Verfall dieses Vorwerkes und des daneben entstandenen Dorfes soll von den damaligen Grundherren im Dorfe, den Herren von Berckefeldt, eine Kapelle gegründet worden sein und dies sei im Jahre 1592 am jetzigen Standort erfolgt. Leider sind darüber keine schriftlichen Aufzeichnungen erhalten geblieben, auch eine Gründungsurkunde ist bislang nicht bekannt geworden. Erste Hinweise auf eine kirchliche Stätte in Kuventhal stammen aus dem Jahre 1484 und auch 1544, wo die Gemeinden Kuventhal und Andershausen visitiert wurden und die Reformation endgültig eingeführt wurde.

Für die frühe Zeit des 13. und 14 Jahrhunderts ist auch eine Verbindung nach Brunsen nicht auszuschließen. Diese soll dann mit Anlage der Landwehr unterbrochen sein und so die Verbindung zum Stift St. Alexandri in Einbeck entstanden sein. Seit 1544 ist sicher bekannt, dass die Kapellengemeinden Kuventhal und Andershausen zur Münstergemeinde nach Einbeck gehören.

Mit den ab 1629 vorhandenen Kapellenregistern werden die Quellen dann reichhaltiger. Die alte Kapelle wurde, wie weite Teile des Dorfes auch, im 30-jährigen Krieg völlig zerstört. „Sie sei klein und eng gewesen und so beschädigt, dass man nicht trockenen Fußes darin stehen könne“, heißt es in einem alten Bericht. Im Jahre 1665 hat es einen Neubau gegeben. Die Baukosten von 116 Talern brachten die Einwohner des Dorfes auf, aus Andershäuser Kapellenvermögen kam ein Zuschuss von 23 Talern. Das Dorf Andershausen und die dortige Kapelle waren komplett zerstört.

Die Kuventhaler Kapelle genügte in der folgenden Zeit allen dörflichen Anforderungen, hatte aber doch im Laufe der Jahre stark gelitten. Viele Reparaturen und Ausbesserungen waren notwendig. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war ihr Zustand so schadhaft, dass ein Gutachten schwere Bauschäden bescheinigte und Prieche und Kanzel einzustürzen drohten; ebenso müssten Dach und Turm erneuert werden.

So reifte die Einsicht, dass ein Neubau unumgänglich sei. Nach vielen unterschiedlichen Ansichten, Meinungsverschiedenheiten und Abwägen aller Umstände konnte sich der favorisierte neue, großzügigere Standort im Mühlengarten dann doch nicht durchsetzen - es wurde der Neubau wieder am Standort der alten Kapelle beschlossen und ausgeführt. Die Baukosten betrugen 1400 Taler. Daneben wurden viele freiwillige Hand- und Spanndienste aus beiden Kapellendörfern geleistet.

Die Einweihung fand am 3. November 1861 statt. Mit dabei waren unter anderen der weltliche Kirchenkommissar Wenckebach, Stiftskantor Harland, Lehrer Burgdorf, die Kapellenvorsteher aus beiden Dörfern und zahlreiche Mitglieder der Gemeinden, wie es im Einbecker Tageblatt damals berichtet wurde. Erwähnenswert ist, dass seinerzeit bei der Bauplanung pro Haushalt 2 1/2 Sitzplätze in der Kapelle gerechnet wurden.

Nach weiteren Umbauten und Erneuerungen verfügt die Kapellengemeinde heute über ein intaktes Gebäude, gut auf die Verhältnisse in beiden Dörfern zugeschnitten.

Das kirchliche Leben ist intakt. Es werden ca. alle 2 Monate Gottesdienste gefeiert. Das Besondere ist, dass die Bläsergemeinschaft Kuventhal-Einbeck diese Gottesdienste immer musikalisch umrahmt.

Unsere Kapelle hat das Signet "Offene Kapelle" erhalten und ist am 365 Tagen im Jahr 24 Stunden geöffnet.

Durch den Abbruch eines baufälligen Hauses in der Nähe der Kapelle hat der Platz südlich des Kapellengebäudes sehr gewonnen. Er wurde in Eigenleistung von den Bewohnern hergerichtet und ausgebaut. 

Es gibt einen Kapellenrat, dem Anneke Schoop als Vorsitzende sowie Gerhard Behrens und Dominik Wulff angehören.

Kontaktdaten: Anneke Schoop - Telefon 05561 / 999958 

 

 

Friedhof für Kuventhal und Andershausen 1909

 Nach dem Vortragsmanuskript des Ortsheimatpflegers Willi Hoppe zum 100-jährigen Bestehen eines Friedhofs für Kuventhal und Andershausen am 16.08.2009.

 Im Jahre 1909 wurde ein eigener Friedhof für die Kapellendörfer Kuventhal und Andershausen eingerichtet. Die Historie wird hier mitgeteilt.

 Einleitung

Es hat sich auf der Erde eine Vielzahl von Leben in allen erdenklichen Formen entwickelt: Die Lebensform Mensch unterscheidet sich von allen anderen Daseinsformen auch dadurch, dass sie ihre verstorbenen Gefährten bestattet, beerdigt, begräbt – und es haben sich verschiedenartige Formen entwickelt.

 Man denke an Feuerbestattungen, Hügelgräber, Großsteingräber u.v.m. Monumentale Bauwerke wurden errichtet, sichtbare wie die Pyramiden, unsichtbare oder verborgene wie die Grabkammern im Tal der Könige. Viele überdauerten die Zeiten und wurden oft erst nach Jahrtausenden entdeckt.

Sie waren prunkvoll ausgestattet und allein durch die Tatsache, dass Grabräuber nicht alles fanden, wissen wir, dass sie den Verstorbenen etwas mitgegeben haben auf die Reise in das Jenseits – man glaubte, da kommt noch etwas und dafür muss man gerüstet sein. Dieser Gedanke an „etwas“ nach dem Tod (nach dem Reich des Todes/der Unterwelt/dem Hades in der griechischen Mythologie), an eine Wiedergeburt in welcher Form auch immer, zieht sich durch das Heidentum und viele späteren Religionen.

 Aus der Frühzeit sind in näherer Umgebung die Hügelgräber oberhalb von Negenborn und Greene und die Häuser der Toten in Odagsen bekannt. 

 Im Christentum glauben wir an die Auferstehung, das ewige Leben. Im Glaubensbekenntnis beten wir:  „… gestorben und begraben, hinab gestiegen in das Reich des Todes …“

 Die Begriffe Bestattung, Begräbnis, Beerdigung werden gebraucht. Der Leichnam wird „der Erde anvertraut, damit er wieder zu Erde werde, davon er genommen ist“. Beerdigt oder Begraben wird auf dem Friedhof, früher Kirchhof; der Begriff Gottesacker war hier nicht gebräuchlich.

Es war ein eingefriedeter Hof um die Kirche herum, eben der Kirchhof, später Friedhof als Ort des Friedens, auf dem Verstorbene mit einem religiösen Ritus bestattet werden. Er lag meist im Mittelpunkt des Ortes, denn die Toten sollten dabei sein.

 So war das hier auch und die Vorgeschichte zu 100 Jahre Friedhof ist außerordentlich interessant!

Unsere Kapellen in Kuventhal und Andershausen gehörten zu Münsterkirche, zum Stift St. Alexandri und hier beginnen die ersten Mitteilungen über Begräbnisse.

 Heinrich I., Erzbischof von Mainz, kam durch politische Wirren der damaligen Zeit nach Einbeck ins Exil und verstarb hier. Er wurde im romanischen Vorgängerbau der heutigen Münsterkirche beigesetzt. Die um seinen Arm gebundene, 1976 aufgefundene Bleimanschette trägt die Jahreszahl 1153 und ist das älteste schriftliche erhaltene Dokument in Einbeck und das erste namentlich bekannte Grab.

 Bedeutende Persönlichkeiten wurden damals in den Kirchen beerdigt, das normale Volk um die Kirche herum, dem Kirchhof oder Friedhof. Von einem Friedhof am Chor der Münsterkirche wird erstmals am 18. Oktober 1324 berichtet, als der Einbecker Bürger Heinrich von Wenthusen (Wenzen) und seine Frau Jutta ihre Begräbnisstätte auf dem Alexanderfriedhof wählen. Das ist schon die heutige Kirche!

 Die Kuventhaler Kapellengründung liegt noch im Dunkel der Geschichte aber seit der Reformationszeit gehören beide Kapellendörfer nachweislich und sicher zu St. Alexandri. Die Verstorbenen wurden daher in Einbeck beerdigt, und zwar auf dem Stiftsfriedhof um die St. Alexandrikirche. Noch für 1776 ist dieses belegt. In beiden Dörfern gab es seit alters her keine Begräbnisstätte, die Stiftsherren verlangten sogar grundsätzlich eine Beerdigung beim St. Alexanderstift - einen anderen Kirchhof, z.B. beim Marienstift, ließen sie aus finanziellen Erwägungen nicht zu.

 Hygiene - Seuchen

Ungeachtet der medizinischen Fortschritte seit dem 18. Jhdt. und der Erkenntnis der Zusammenhänge von Hygiene und Seuchen blieb beim St. Alexandristift alte Sitte bestehen, angesehenen Bürger in der Stiftskirche und das gemeine Volk um die Kirche herum zu begraben. Diese Tatsache machte die Kirche gerade zu Sommerzeiten zu einem wahren Infektionshaus. Gerade aber die aufgeklärtesten Bürger der damaligen Zeit bestanden auf das alte Recht, in der Kirche begraben zu werden.

 Die Vertreter des Magistrats baten ab 1775 vor allem darum:

 „ … das von Seiten des löblichen Stifts St. Alexandri daran zu arbeiten sei, dass die Bauern zu Andershausen und Kuventhal  ihre Leichen nicht mehr in die Stadt bringen dürften, sondern einen eigenen Friedhof einrichten müssten.“

 Die Stiftherren widersprachen diesem Vorhaben energisch, da sie Verluste an Einnahmen durch die Beerdigungen befürchteten. 1768 ist das Absenden „armer Leichen“ aus Einbeck zur Anatomie nach Göttingen erwähnt. Wer nicht zahlen konnte…

 1776 war der Stiftskirchhof so überbelegt, dass die normalen Ruhezeiten der Grabstellen nicht mehr eingehalten werden konnten. Man begann, schon nach deutlich weniger als 20 Jahren die Grabstellen wieder neu zu belegen. Nun kommt es zu einem offenen Streit zwischen den Stiftsherren und den Kapellenvertretern aus Kuventhal (Johann Heinrich Metjen) und Andershausen (Johann Arend Steimann) weil die Stiftsherren keine eichenen Särge mehr akzeptieren wollten. (diese verrotteten nicht innerhalb weniger Jahre!) Die Kuventhaler und Andershäuser bestanden jedoch darauf; sie gaben an, das Eichenholz vor der Haustür zu haben, während sie Tannenholz teuer anderswo kaufen müssten. Dieser Streit endete in einer handgreiflichen Auseinandersetzung in der Stiftsstube mit einer verletzten Person und Sachbeschädigung.  

 1777 wird erwähnt, dass eine in Kuventhal grassierende Blatternkrankheit durch einen Trauerzug in die Stadt eingeschleppt wurde und dadurch in Einbeck viele Kinder gestorben sind. Beiden Dörfern war 1778 nahe gelegt worden, doch endlich einen eigenen Friedhof anzulegen, sei es vor Kuventhal oder vor Andershausen. Aber sie zeigten sich resistent und weigerten sich, davon Gebrauch zu machen. Letztlich waren alle Einbecker Kirchengemeinden, der Magistrat  und die Kapellendörfer so stur, dass die Obrigkeit eingreifen musste und nun konsequent Friedhöfe außerhalb der Stadtmauern anordnete und Beerdigungen innerhalb der Stadt verbot.

 Es heißt dann später:

„… das Stift St. Alexandri hat zu diesem Behuf noch einen neuen Kirchhof vor dem Ostertore am Chausseewege nach Hannover angelegt. Er ist über vier Morgen im Quadrat, hat eine fünf Fuß hohe Mauer und kam auf 1223 Taler in Gold. Dieser Friedhof wurde im Jahre 1784 eröffnet und war fortan auch Begräbnisplatz der Verstorbenen aus beiden Kapellendörfern.“

 Noch heute steht dort eingemeißelt: Des Königlich-Churfürstl. Stifts St. Alexander Kirchhof.

 Akten im Landesarchiv Hannover berichten noch von einer befremdlichen Gegebenheit, als ein Kuventhaler Einwohner Namens Ebbrecht seinen Sohn auf dem Friedhof des Marienstifts am Tiedexer Tor hatte beisetzen lassen. Das Stift St. Alexandri ließ ihn dort, weil es ein fremder Friedhof war, wieder ausgraben und auf dem Stiftsfriedhof beisetzen und forderte von Ebbrecht die Gebühren, weil die Rechte verletzt wurden.    

 Als Nachteil der Friedhöfe außerhalb der Stadtmauern wurde vom Magistrat angegeben, dass nun die Schulkinder beim Hinsingen (Weg zur Grabstelle) der Leichen an über 100 Tagen im Jahr längere Wege zurückzulegen hatten, die dem Schulunterricht verloren gingen.

 Neuer Friedhof

Mitglieder der Familie von Berckefeldt, deren Verwandte die Kuventhaler Grundherren waren, hatten ihre Begräbnisstätte im Augustinerkloster auf dem Möncheplatz in Einbeck. Später, als dieses abbrannte, in der Thomaskapelle, einem nördlichen Anbau an die Münsterkirche.

 In Einbeck war die Zeit der eigenständigen Friedhöfe der jeweils einzelnen Kirchengemeinden vorbei, im 1907 wurde ein neuer Zentralfriedhof für alle Stadtbewohner am Köpppenweg angelegt.

Vielleicht hat diese Tatsache auch nach Kuventhal und Andershausen gewirkt und Signale gesetzt.

 Von 1784 bis 1909 benutzten Kuventhaler und Andershäuser Einwohner den neuen Friedhof des Alexanderstifts am Hubeweg als Begräbnisplatz mit. Genau 125 Jahre lang. Dann endlich, nach dieser langen Zeit, wurde ein eigener Friedhof zwischen den beiden Dörfern am Moorberg angelegt. Die damals noch eigenständigen zwei Kapellenvorstände einigten sich (wie könnte es anders sein, nach ausgiebigen Diskussionen) auf diesen Platz. Landwirt Wilhelm Schoppe aus Andershausen stellte das Stück Land zur Verfügung. Es wurde am 9. Mai 1908 vermessen und bald danach mit dem Bau begonnen. Eine gemeinsame Kirchhofsverordnung wurde unter dem Datum 25. April 1909 erlassen und als kleines Heftchen gedruckt. Es gab Erbbegräbnisse, Doppel- und Einzelgräber und auch kleinere Grabstellen für Kinderbestattungen.

 „Die Leichenhalle, deren Erbauung für spätere Zeit in Aussicht genommen ist… „, schreiben sie schon 1909. Aber es sollte damit noch 77 Jahre dauern!

 Aus der Kirchhofsordnung:

Die Nutzung der Friedhofsgräserei steht den Kapellenvorständen zum Verkauf auf dem Halme zu. Vieh sollte aber nicht auf den Gräbern weiden, wobei das anderswo durchaus üblich war. Der Superintendent Vordemann aus Einbeck, die Kapellenvorsteher Saakel, Hermann Küster, Wilhelm Küster aus Kuventhal sowie Heinrich Bartels, Wilhelm Metge und August Eggers aus Andershausen unterzeichnen diese Ordnung.

 Kriegerdenkmal

Kriegerische Konflikte und gewaltsame Auseinandersetzungen sind eine menschliche Begleiterscheinung, seit es diesen gibt.  Nicht jeder Einwohner aus den Kapellendörfern Kuventhal und Andershausen starb hier und wurde am Ort seines lebenslangen Wirkens gegraben. Gefallene Soldaten aus den Kapellendörfern sind in ganz Europa beerdigt. Diesem zum Gedenken und zur Mahnung wurde das Ehrenmal gerade auf dem gemeinsamen Friedhof errichtet. Ein Gedenken mit allen Verstorbenen (egal, wo sie begraben liegen) ist hier an diesem Ort möglich. In Andershausen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg noch eine Gedenkstätte in der Ortsmitte errichtet. 

 Kuventhal:

Es war üblich, die Verstorbenen zu Hause aufzubahren und von dort aus zu beerdigen. Auf Beerdigungsrituale wird hier nicht eingegangen. Der Leichenwagen war anfangs Eigentum des örtlichen Tischlermeisters und Bestatters, später der politischen Gemeinde. Er wurde im Leichenwagenschuppen untergestellt, es zogen ihn anfangs schwarze Pferde, später taten es auch Braune – einsetzende Motorisierung verdrängte den Leichenwagen.

 Es wurde auch hier mit der Zeit der Wunsch nach einer Friedhofskapelle lauter. Die Kapellengemeinden sahen sich zu einem solchen Bauvorhaben nicht im Stande. Es wurde dann zeitweise die Kuventhaler Kapelle für Trauerfeiern genutzt, auch der Sarg darin aufgebahrt und der Trauerzug bewegte sich von hier zum Friedhof. Verhandlungen mit der Stadt Einbeck führten nun zu dem Ergebnis, dass der Friedhof der Kapellengemeinde in das Eigentum der Stadt übertragen wird. Die Stadt sollte dann eine Friedhofskapelle errichten. Dies ist auch so geschehen und sie konnte 1986 eingeweiht werden. 115 000 DM hat sie gekostet, rund 7000 DM weniger als ursprünglich geplant.

 Der Pastor leitete die Beerdigung, es wird gesungen und das kirchliche Beerdigungsritual durchgeführt. Grabreden sind bei Vereinszugehörigkeiten üblich. Zusätzliche Musik bringt in einigen Fällen die Bläsergemeinschaft oder der Männergesangverein ein. Die Glocke der Kapelle im Dorf  läutet beim Vaterunser, das ist bis zum Friedhof gut hörbar.

 Die Totengräber kamen anfangs aus der Gemeinde, später übernahmen diese Arbeiten die Friedhofsverwaltung der Stadt Einbeck. Den Sarg trugen die Nachbarn oder Vereinsmitglieder wie Feuerwehrkameraden, Sangesbrüder oder Kriegerkameraden, wenn eine Vereinszugehörigkeit bestand.

 Und heute:

Die Beerdigungskultur verändert sich, Erdbestattungen in Gräbern gehen zurück, die Urnenbeisetzungen nehmen zu und es gibt neu einen Friedwald in Einbeck. Damit wird der Abschied aus dieser Welt anonymer und zeitloser; es hat manchmal den Anschein, dass keine Zeit zur Trauer bleibt.

 Und gerade das christliche Beerdigungsritual, das  gemeinsame Singen und Beten sollte doch die Angehörigen bei der Trauerbewältigung unterstützen und Hilfe und Trost sein.

 Bedenken wir vor dem Hintergrund des hier geschriebenen, dass es für uns alle der letzte Weg sein wird, den wir in unserem Wirkungskreis und Lebensraum zurücklegen, begleitet hoffentlich von Angehörigen, Freunden und Bekannten. Möge Gott uns bis dahin gut behüten.

 Willi Hoppe, Ortsheimatpfleger

 



Die neue Glocke für die Kapelle 1908



Nach dem Vortragsmanuskript des Ortsheimatpflegers Willi Hoppe

 

Die Glocke in der Kuventhaler Kapelle

Während des Gottesdienstes am 24. August 2008 wurde an die Glocke in unserer Kapelle erinnert, die vor 100 angeschafft wurde und seitdem die Bewohner unseres Dorfes begleitet. Ein Quittungsbeleg der Gemeinde Kuventhal vom 10. Dezember 1908 ist der konkrete schriftliche Hinweis darauf.

 Kirchen und Kapellen sind ohne Glocken nicht vorstellbar, sie gehören seit undenklichen Zeiten zusammen. So ist das auch in Kuventhal und Andershausen gewesen. Aber unsere Glocke haben mit Sicherheit bislang nur wenige im engen Glockentürmchen gesehen.

 Die erste Kapellengründung in Kuventhal wird auf die damaligen Grundherren im Dorf, die Familie von Berckefeldt, zurückgehen. Es gibt Hinweise, dass sie im Vorgängerbau eine Prieche besaßen und dass sie für die Ausstattung der Kapelle eine Altardecke mit ihrem Familienwappen beisteuerten.

Seit der Reformationszeit lässt sich aber die Zugehörigkeit der Kapellengemeinde zu St. Alexandri belegen.

 Die heutige Kapelle aus dem Jahre 1861 ist das dritte Bauwerk auf diesem Platz ist. 1592 der erste, nicht schriftlich belegbare Gründungsbau, dann 1665 der zweite Bau nach den Beschreibungen in den Kapellenbüchern. Alle Vorgängerkapellen verfügten über eine Glocke, denn das Läuten der Betglocke ist auch für den ersten Kapellenbau in schriftlichen Quellen erwähnt.

 Glockengeschichte allgemein

Glockengeschichte und Herstellung sind ein so umfangreiches Thema, dass es hier nur in Stichworten abgehandelt werden kann. Mit Glocken werden selbst tönende Musikinstrumente bezeichnet, die in Hauben- oder Kelchform ausgebildet sind. Die häufigste Verwendung ist die als Kirchenglocke, aber auch in öffentlichen Gebäuden werden Glocken als Uhrenglocke oder Alarmglocke genutzt. Älteste Glocken sind in China etwa aus der Zeit um 1600 – 1027 vor Christus bekannt, allerdings sind dies meist genietete Exemplare.

 Im frühen Mittelalter war es in Europa üblich, auf Klosterkirchen Glocken in kleinen Dachreitern unterzubringen, bereits seit dem 9. Jahrhundert wurden Glocken überwiegend gegossen. Auf Kirchen und Klöstern entstanden seit dem 10. und 11. Jahrhundert hohe massive Kirchtürme, die die immer größer werdenden Glocken aufnahmen. (oft mehrere Glocken zu verschiedenen Anlässen).

 Eine Läuteordnung bestimmt, wann welche Glocke, wie lange und zu welchem Zeitpunkt läuten darf. Darin drücken sich einige christliche Ziele von Kirchenglocken aus, z.B. die Gemeinde zum Gottesdienst aufzurufen, zum Geleit eines Verstorbenen oder zum persönlichen Gebet. Dies spiegelt sich bereits in vielen mittelalterlichen Glockeninschriften wider:

 Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich.

Oft auch noch der Zusatz: 

Blitze breche ich  oder Donner vertreibe ich.

 Glocken werden durch Gießen in eine Form hergestellt. Das verwendete Material ist eine Zinnbronze aus etwa 78 % Kupfer und 22 % Zinn. Die Kunst des Glockengießens besteht darin, die Tonhöhe vor dem Guss durch Formgebung und Legierung so festzulegen, dass ein Nachstimmen durch nachträgliches Schleifen nicht nötig ist.

 Als Termin für den Guss einer Glocke wird traditionell der symbolträchtige Freitagnachmittag um 15 Uhr  - die Sterbestunde Jesu Christi-  gewählt. Viele Glocken sind inschriftlich datiert und mit dem Namen der Gießer versehen – das ist auch in Kuventhal der Fall.

  Größenbeispiele:

Die Petersglocke im Kölner Dom, 1923 gegossen von Fa. Ulrich in Apolda, ist die größte frei schwingend läutbare  Kirchenglocke der Welt. Gewicht 25 000 kg, davon wiegt der Klöppel 1 000 kg. Durchmesser 3,21 m. Die im Jahre 1038 gegossene „Lullusglocke“ in der Stiftsruine Bad Hersfeld ist die älteste datierte Glocke Deutschlands.

  Kuventhaler Glocke

Um unsere Glockengeschichte zu beginnen begeben wir uns in das 17. Jahrhundert zurück. Quellen und Dokumente sind sehr lückenhaft und widersprechen sich oft auch. Küster- und Lehrerstelle, Kapellengemeinde und Politische Gemeinde waren eng miteinander verflochten und eine klare Trennungslinie ist schwer zu ziehen. Erst sehr spät, im Jahre 1939, kam es zu einer Vermögensauseinandersetzung über die Küster- und Lehrerstelle in Kuventhal.

 Neben der ursprünglichen Küsterstelle, die vom Küster der Münsterkirche hier im Dorf mit versehen wurde, entstand in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine zweite Stelle an der Kapelle Kuventhal.

 Dieser neue Küsterdienst entwickelte sich ab 1639. Kirchlich betreut wurden wir seit jeher von den Geistlichen des Alexanderstifts in Einbeck. Mit dem ursprünglichen Küsterdienst waren neben Aufsicht über das Kapellengebäude, Verwahrung der Kapellenschlüssel und der im Gottesdienst gebräuchlichen Gerätschaften auch das Betglockenläuten und die Katechismus-Lehre am Sonntagnachmittag verbunden. Das konnte der Küster von St. Alexandri nicht auch noch in Kuventhal leisten und so entwickelte sich ab 1639 hier der eigene Küsterdienst.

 In den schriftlichen Aufzeichnungen wird zuerst der Kuventhaler Einwohner Heinrich Peckmann genannt, der hier ab 1639 die Betglocke läutet. Er erhielt für die Jahre 1639 und 1640 eine Vergütung von 20 Mariengroschen. Für Andershausen ist überliefert, dass man für das dortige Betglockenschlagen aus dem Kapellenland einen Viertel Morgen abgesondert hatte, dass der „Glöckner“ für sich nutzen konnte. Erstmals wird das 1658 genannt.

 Ab 1662 übernahm der hiesige Schulmeister den Betglockendienst in Kuventhal, dazu auch die Katechismuslehre. Ab 1710 war noch die Bedienung und Pflege der von der Gemeinde angeschafften Kapellenuhr zu übernehmen.

 Dies sind alles Hinweise auf das Vorhandensein einer Glocke, wenngleich es keinen schriftlichen  Hinweis auf den Guss einer Glocke in früheren Zeiten gibt. (Vielleicht können die Kapellenrechnungen hier auch keine Hinweise liefern, weil für diesen Bereich die Gemeinde zuständig war). Die jetzt vorhandene Glocke stammt aus dem Jahre 1908; sie wurde nicht von der Kapellengemeinde,  sondern von der politischen Gemeinde bestellt und bezahlt. In den früheren Zeiten wird die politische Gemeinde für Turm, Uhr und Glocke zuständig gewesen sein. (Beispiele für diese Gepflogenheiten gibt es auch aus anderen Gemeinden).

 Unterlagen über den Auftrag zum Glockenguss sind nicht vorhanden. Auch gibt es keine Kenntnis darüber, warum die Glocke gerade zu diesem Zeitpunkt beschafft wurde. War die bisherige Glocke defekt? Wurde sie mit eingeschmolzen? Waren Personen aus der Gemeinde beim neuen Guss anwesend? Leider fehlt das Gemeindeprotokollbuch aus diesen Jahren.

 Aber die Quittung über die Bezahlung der Glocke ist auf dem Boden des Feuerwehrgerätehauses erhalten geblieben.

 „Wir erhielten heute aus der Gemeindekasse zu Kuventhal für eine gelieferte Glocke 221,20 Mark. Wir haben an obige Kasse keine Forderung mehr.“

Hildesheim 10 Dezember 1908

Dieses bescheinigen dankend:

JJ Radler und Söhne

 Befestigung und Läuten

Die Glocke hängt traditionell in einem Glockenstuhl aus Holz, der üblicherweise im Turm (oder wie hier im Türmchen) untergebracht ist. Die beim Schwingen auftretenden Kräfte werden von ihm aufgenommen und an das umgebende Gebäude weitergegeben.

Die Glocke ist an ihrer „Krone“ mit Eisenbändern am so genannten Joch befestigt. Der Klöppel aus weichem Eisen oder Stahl ist freischwingend mit einem Lederriemen an der Klöppelöse in der Glocke befestigt und schlägt auf den „Schlagring“ der Glocke. Durch das Gewicht des Klöppels wird die Stärke des Anschlags bestimmt.

 Noch bis in unsere Zeit wurde die Glocke von Hand geläutet, erst spät wurde ein elektrisches Läutewerk in Kuventhal installiert. In Andershausen wurde noch bis vor wenigen Jahren mit der Hand das Seil gezogen. Durch die Erfindung der Läutemotoren kam es durch auftretende Schwingungen oft zu einer erhöhten Belastung des Glockenstuhls - auch hier ist das so – es knarrt manchmal verdächtig im Gebälk.

 Wie sieht die Kuventhaler Glocke aus?

 Sie ist 49 cm hoch, hat am Glockenfuß einen Durchmesser von 54 cm und somit einen Umfang von 1,70 m.

 Die Inschrift an der Glocke lautet:  

 + GEGOSSEN ZUR EHRE GOTTES FÜR DIE GEMEINDE KUVENTHAL. +

+ BEWAHRE DEINEN FUSS, WENN DU ZUM HAUSE GOTTES GEHST. +

1 9 0 8

 Gegenüber der Jahreszahl 1908 die Herstellerfirma:

GlOCKENGIESSEREI  J.J. RADLER  & SÖHNE, HILDESHEIM

 Nun folgen die Namen des Superintendenten, der Mitglieder des Kapellenvorstandes und des Gemeindevorstehers.

VORDEMANN, SUPERINTENDENT.  WEHRMANN, LEHRER,  KÜSTER. SAAKEL, OEHLSEN, KÜSTER, KAP.- VORST.  HENZE, GEM.-VORST.

(Wehrmann war in Kuventhal im Hauptberuf Lehrer und nebenbei Küster, daher beide Tätigkeiten dokumentiert)

 Die gegossenen Buchstaben sind 2 cm hoch und umlaufend gegossen. Die Glocke hängt im kleinen Glockenturm auf dem westlichen Dachteil der Kapelle – der Glockenturm ist 3,80 m hoch und als Dachreiter aufgesetzt – vier Schallluken verteilen den Klang im Dorf, sie ist überall gut hörbar. Auch auf dem Friedhof zwischen Kuventhal und Andershausen nimmt man den Klang war, wenn bei Trauerfeiern zum Vaterunser geläutet wird.

 Der Männergesangverein besingt die Glocke im „Kuventhaler  Lied“: Im dritten Vers heißt es:

Wenn die Abendglocken läuten

und die Menschen finden Ruh,

wenn die Sonn dem Tal entschwindet,

decket der Nebel alles zu…

 Es läuteten natürlich keine Glocken sondern nur eine einzelne. (Von der aber einige meinen, es wäre ja keine Glocke sondern nur eine „Bimmel“.)

 Schluss

Die Kuventhaler Glocke begleitet die Dorfbewohner durch den Tageslauf, sie schlägt gewöhnlich um 8 Uhr, um 11 Uhr und um 17 Uhr. Wenn sie um 9 Uhr schlägt, teilt sie uns mit, dass ein Gemeindemitglied verstorben ist. Seit vielen Jahrhunderten ist das hier so und zumindest die jetzige Glocke tut seit 1908 hier ihren Dienst, sie teilt unseren Tag ein, ruft zum Gottesdienst und beklagt die Toten.

 (Willi Hoppe, Ortsheimatpfleger)

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