Das Dorf Andershausen, heute einer von insgesamt 46 Ortsteilen der Stadt Einbeck, liegt etwa 3 km nördlich der Kernstadt auf 222 Meter über NN. Insgesamt 35 Häusern bilden das Dorf, wovon sich 13 Gebäude im alten Dorf befinden und 22 Häuser im neu entstandenen Siedlungsgebiet. 113 Menschen wohnen hier.

 Mit der Übertragung von Zehntrechten durch das Kloster Fredelsloh im Jahre 1235 trat es erstmals in die geschriebene Geschichte ein. Aber erste Spuren von Menschen in der Andershäuser Gemarkung führen viel weiter in die Vorgeschichte zurück. Dies ist durch frühgeschichtliche Bodenfunde bekannt, die aufmerksame Bewohner aufgelesen haben und diese auch dem Einbecker Museum zugeleitet haben. Nur so war eine Dokumentation möglich. Ein grauer Steinkeil mit glatter Oberfläche und sehr scharfer Schneide, gefunden nördlich des Ortes in Richtung des Flurstücks Rehmen. Weiter einen „Steinkeil“ von fast unbestimmbarer Gestalt, an gleicher Stelle gefunden. Beide Stücke schenkte Besitzer Metge dem Museum Einbeck. 1932 wurden noch zwei weitere Steingeräte gefunden, die ebenfalls dem Museum übergeben wurden. All diese Funde sind der ausgehenden Jungsteinzeit und beginnenden Bronzezeit zuzuordnen. Im Jahre 1893 wurde bei Bauarbeiten im Dorfe ein Hügel zerstört, bei dem es sich mit größter Sicherheit um ein Hügelgrab handelte. Der Hügel war 5 m lang, 3 m breit und 1 m hoch. In 1 m Tiefe traf man eine Steinpackung, Scherben und ein Steinbeil.

 In einer großen Siedlungsperiode im 8. und 9. Jahrhundert wurden in den fruchtbaren Lößbodengegenden die schon bestehenden einzelnen „Siedlungskammern“ beträchtlich erweitert, insbesondere um jene Gebiete, deren Siedlungen Namen mit dem Grundwort „-hausen“ tragen.

 Diese Endung ist im Altkreis Einbeck die häufigste. Durch einen rasanten Bevölkerungsanstieg erfolgten weitere Siedlungsgründungen. Da die fruchtbaren Täler besetzt waren , wich man auf Hang- und Höhenlagen aus. Im 12. und 13. Jahrhundert entstanden in dieser zweiten Siedlungsperiode weitere Dörfer, insgesamt fast 90 im Altkreis Einbeck.  Ab dem 14./15. Jahrhundert reduzierte sich dieses wieder, so dass letztlich 42 Orte im Altkreis übrigblieben. Das hier in der Nähe liegende ehemalige Dorf Wendfeld (Nachbargemeinde!) etwas nordöstlich der Hube erscheint im Jahre 1224 in der Geschichte (11 Jahre vor Andershausen) und wird im 16. Jahrhundert wüst.

 Über den Ursprung des Dorfes Andershausen hat der Einbecker Geschichtsschreiber und Historiker Harland in einem Zeitungsaufsatz im Einbecker Kreisblatt 1883 berichtet: „…der Hof / das Gut / Vorwerk hatte als Hauptgebäude ein steinernes Haus, eine Caminata mit engen Fenstern und Türen, einem Saale und einer Kapelle. Von einer solchen Caminata trifft man in Andershausen noch Ruinen am Eingange zu dem Strohmeier’schen jetzt Metje’schen Hofe an.“

 Seit wann es früher in Andershausen eine Kapelle gegeben hat, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Harland meint, schon bei Gründung des ersten Gutes, des steinernen Hauses, war darin eine Kapelle errichtet und diese gehörte kirchlich zu Brunsen und sei bei Anlage der Einbecker Landwehr ca. 1400 von dort abgeschnitten. Einen ersten Hinweis erfahren wir im Jahre 1484, wo Herzog Heinrich IV von Braunschweig (Grubenhagen) die „Pfarrgerechtigkeit in den Landwehren, Mühlen, Dörfern also Kohnsen, Kuventhal, Andershausen ...usw.“ bestätigt. Aber erst aus der Reformationszeit wissen wir sicher, dass Kuventhal und Andershausen zu St. Alexandri gehören. Eine Kirchenvisitation fand am 5. Juli 1544 in Andershausen statt. Die Andershäuser Kapelle wurde im 30-jährigen Krieg zerstört und ab 1665 gibt es eine gemeinsame Kapelle in Kuventhal. Der Bau kostete 116 Taler und wurde von beiden Dörfern aufgebracht.

 Der Kapellenturm bestand jedenfalls weiterhin. Von ihm wurde täglich die Betglocke geläutet. Es waren jedoch im Laufe der Zeit erhebliche Schäden aufgetreten, die eine gründliche Instandsetzung erforderlich machten. Diese wurden im Jahre 1932 vom Baugeschäft Schramm in Einbeck zum Preise von 886 RM ausgeführt.

 Da Andershausen wie auch Kuventhal zur Alexandrikirche gehörten, wurden die Verstorbenen beider Dörfer seit frühesten Zeiten um die Stiftskirche St. Alexandri herum begraben, später dann auf dem neu angelegten Münsterfriedhof am Hubeweg beigesetzt. Erst ab 1909 gibt es den eigenen Friedhof am Moorberge für die beiden Dörfer, zunächst im Eigentum und Verwaltung der Kapellengemeinde, dann in Regie der Stadt Einbeck mit der Friedhofskapelle, die 1986 eingeweiht wurde.

 Auch schulisch waren Andershausen und Kuventhal seit frühesten Zeiten miteinander verbunden. Ein Schulmeister mit Namen Hendrik Böker wird erstmals 1654 erwähnt, als er ein Kind taufen lässt. Dieser Schulmeister Böker versieht auch den Küsterdienst, hält am Sonntagnachmittag Katechismuslehre und läutet regelmäßig die Betglocke. Hierfür erhält er eine Vergütung von 1 Taler jährlich. Für den Schulmeister gab es damals noch kein eigenes Schulhaus, sondern man bezeichnete sie als „Reihemänner“, sie gingen also im Dorf herum und bei den Bauern wurde in der Stube abwechselnd Unterricht im „Nebenerwerb“ gehalten. Erst 1707 bis 1709 wurde in Kuventhal das erste Schulhaus erbaut. Dieses Gebäude haben beide Gemeinden benutzt, bauten aber ab 1864 ein neues Schulhaus auf. 1911 wurde die jetzige Turnhalle als Schulgebäude errichtet und 1956 das neue Schulgebäude, jetzt unser gemeinsames Dorfgemeinschaftshaus.

 1689 wird in unserer Gegend eine Kopfsteuerbeschreibung erstellt. Hier lassen sich erste Namen und Größenangaben zu Höfen, Kötnereien und Einwohnern ablesen, die Geschichte wird damit konkreter. Andershausen hatte zu der Zeit schon wieder 32 Einwohner.

 Der Ortsname Andershausen lässt sich aus einem Personennamen ableiten, der sich im Laufe der Zeit mehrmals gewandelt oder verändert hat, aber seit dem Jahre 1703 stabil mit Andershausen gebraucht wird.

 Von der Siedlungsstruktur her ist Andershausen als Haufendorf einzustufen. Lose  Anordnung der Höfe, regelloses Wegenetz, das sich häufig aus der Topographie ableitet, dazu Angerplätze und gemeinsame Flächen am Ortsrand. Andershausen ist immer ein reines Bauerndorf gewesen, Handwerksbetriebe haben sich hier nicht entwickelt.

 Es gab Drei-Felder-Wirtschaft: Die Acker- und Wiesengrundstücke lagen meistens in kleinen Parzellen (wie sie in Jahrhunderten entstanden waren, durch Erbteilungen weiter zerkleinert) zerstückelt im Gemenge. Außer einzelnen Gärten, welche weidefrei waren, unterlagen sämtliche Grundstücke an Ackerland, Wiesen und Angern der gemeinschaftlichen Behütung. Diese jahrhundertalte Flureinteilung hat sich mit der Verkoppelung gravierend verändert. Das Verkoppelungsergebnis war eine völlige Neueinteilung der Gemarkung, das heute benutzte Wegenetz entstand und sämtliche Weide- und Zehntrechte wurden abgelöst.

 Die Milchproduktion nahm in der folgenden Zeit so stark zu, dass es nicht mehr möglich war, die Milch selbst zu verwerten und zu verarbeiten. Am 18. Mai 1890 trafen sich 31 Bauern aus Brunsen, Stroit, Andershausen, Hallensen, Eimen und Wenzen in der Nolte‘schen Gastwirtschaft in Stroit um die Molkereigenossenschaft Brunsen zu gründen.

 Die Clus. Die heutigen Lagebezeichnungen: Clusweg, Oberes Clusfeld, Unteres Clusfeld, Auf der Clus und Die Clus deuten wohl hier auf eine früher vorhandene Einsiedelei oder Klause hin. Diese lag vermutlich in der leichten Einsenkung, wo die von Süden kommende uralte Straße den Höhenzug Hube überschreitet. Auf jeden Fall besteht hier noch Forschungsbedarf.

 Mit Kaufvertrag vom 13. Januar 1855 kaufen die Reiheberechtigten von Andershausen und Kuventhal der Stadt Einbeck den sogenannten Rehmen ab. Das ist der Teil der Einbecker Landwehr, der durch beide heutige Gemarkungen verläuft. Der Flächeninhalt des Rehmen betrug nach damaliger Ermittlung 65 Morgen und 118 Quadratruten. Später haben dann beide Gemeinden die Fläche untereinander aufgeteilt.

 Das historische Dorf war ein geschlossener Kreislauf, in dem jedes Ding und jedes Lebewesen seinen festen Platz und Aufgabenbereich hatte und in dem ein umfassendes Recycling aller Stoffe realisiert werden konnte.

 Andershausen wurde erst 1934/36 durch Maßnahmen des Reichsarbeitsdienstes an das Kreisstraßennetz angeschlossen. Bis dahin gab es keinen Durchgangsverkehr, es lag mehr oder weniger abgeschieden einsam auf der Höhe. Aber Veränderungen schreiten unaufhörlich voran und so hat sich in der Neuzeit das Bild des Dorfes gewandelt. Es gab Straßenbau, Wasserleitungsbau, die elektrische Stromversorgung, die Modernisierung und Spezialisierung in der Landwirtschaft, die Schließung der Poststelle, der Gaststätte und der Gemeindeverwaltung. Und es gab ein großes Neubaugebiet am Haiberg.

 Zwei Weltkriege haben tiefe Spuren in den beiden Dörfern hinterlassen. 71 Namen stehen auf dem gemeinsamen Mahnmal auf dem Friedhof.

 Für Andershausen gibt es heute einen Heimat- und Kulturverein sowie eine Forstgenossenschaft.

 

 Dieses Dorf Andershausen haben frühere Generationen begonnen, gebaut und entwickelt. Heutige Generationen haben das Dorf erneuert und weiter entwickelt. Es stehen mehr Häuser im neuen Dorfteil als im „alten Dorf“. Mögen die Bewohner gemeinsam ihren Lebensraum gestalten, ihn behutsam verändern und damit die Weichen für eine gute Zukunft stellen.

 

Willi Hoppe, Ortsheimatpfleger Kuventhal.

 

 

 
Zum Thema "Andershausen" siehe auch:

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