Kuventhal


Der Schriftsteller, Journalist und Heimatdichter Hermann Löns beschrieb einen seiner Spaziergänge in unserer Gegend im Jahre 1904 mit dem Titel „Um die Hube herum“. Auf dem Rückweg nach Einbeck nahm er den Weg über die damalige Wilhelmsbrücke in Kuventhal und fasste seine Eindrücke wie folgt zusammen:

 

„ … dass ich den weiten Weg nicht scheute über Kuventhal. Denn nach diesem Dorfe hatte ich Sehnsucht. Im Winter hatte ich es kennen gelernt, an einem klaren Frosttage,  an dem die ganze Welt in Weiß und Blau gekleidet war. In Grün und Gold wollte ich das Dorf wieder sehen. Durch einen niedrigen, engen Buchenwald führte mich ein schmaler Weg, durch einen Wald, voll von edlen Blumen und seltenen Gewächsen, die im Schutze der Linden und Haseln dem schweren Boden entsprossen, üppiger wie ich es jemals sah. Lange hielt er mich fest, der blumenreiche Busch, und die Sonne stand schon tiefer, als ich auf das freie Feld kam und hinuntersah auf Andershausens rote Dächer , auf Kuventhals schwarzweißes Balkenwerk, auf des Viadukts graues Gemäuer und des Hils blaue Kuppen.

Von dem Viadukt aus hatte ich dann das Dorf unter mir liegen. Schwer und bieder ragen seine Dächer, mit Sollinger Platten bedeckt, zwischen den Pappeln und Obstbäumen hervor. Das krumme Wasser blitzt an grauen Weiden vorüber, weiße Gänse pflücken an den grünen Ufern herum, bunte Tauben schweben über den bunten Gärten. Ein langes Stück Zeit stand ich dort und sah hinunter, und schwer war es mir, fortzukommen von dem Fleck, von dem man das Leben des Dorfes von oben herab so klar beobachten kann in seinem ganzen Zusammenhang.

Der Heimweg führte mich am Krummen Wasser entlang. Lustig ist der Bach, er tanzt und springt nur so. Kein Wunder, dass von weit und breit die  Blumen in hellen Haufen gekommen sind, um den lustigen Burschen anzusehen, blauer Günsel und weißer Steinbrech, roter Klee und gelber Hahnenfuß, großäugige Sternblumen und verschämte  Heckenrosen.

Hin und her springt der Bach. Bald so dicht unter dem steilen Hang her, dass kaum Platz für den schmalen Steg bleibt, dann mitten in die grüne Wiese, bald hierher, bald dahin, jetzt Hals über Kopf, dass es rauscht und sprudelt, und dann wieder langsam, in breiter Flut, bis es im wieder in den Sinn kommt und er sich zischend und schäumend durch das dichte Rohr windet.

Die Sonne sank hinter mir und warf einen roten Schein auf den Weg, dass es aussah, als schäme er sich, weil er dem lustigen Bach untreu ward. Je länger mein Schatten wurde, umso kürzer wurden meine Schritte, denn in leuchtendem Rot prangte die alte Stadt vor mir auf dem Hintergrunde ihrer blauen Berge. Und als ich durch das Tiedexer Tor kam und nach den hohen Dächern sah,  deren rosiges Grau in scharf geknickten Linien gegen den Abendhimmel stand, da überlegte ich, was wohl Einbecks Zauber bilde, seine Architektur oder seine Umgebung.  Aber ich zu keinem Ende damit…….“

 

So sein Eindruck im Jahre 1904. Sehr schön und wahrscheinlich auch authentisch beschrieben, aber das war vor über 100 Jahren. Heute ist das Dorf vielleicht gepflegter, noch schöner und ansehnlicher. Auch, wenn sich die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse total verändert haben. Jede Generation erlebt die Gegenwart anders; Veränderungen gibt es immer wieder und eben dieser stete Wandel bringt Fortschritte und Entwicklungen im Dorf.

Heute leben die Kuventhaler Bewohner in ihrem schönen und gepflegten Dorf, das ebenso lebens- wie liebenswert ist. Natürlich gibt es auch Kritikpunkte, vieles kann noch besser gemacht werden; aber die Verantwortlichen im Dorf erkennen Schwachpunkte und mühen sich, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten, diese stets abzustellen.

Neben dem Ortsrat, der Vereinsgemeinschaft Dorfplatz e.V. mit der Gruppe ZukunftKuventhal sind 5 Vereine und 3 Genossenschaften für das Dorf aktiv und bringen sich mit freiwilligen Leistungen, sozialen und kulturellen Angeboten für die Bewohner ein. Es ist schön, dass hier im Dorf noch alles so gut funktioniert, dafür ist allen Beteiligten ein besonderer Dank zu sagen.