Ortsheimatpfleger sind die Ortschronisten

Die Ortsheimatpflege der Stadt Einbeck beschäftigt sich mit Kultur in den Dörfern, mit der Ortsgeschichte und eben auch mit dem Begriff Heimat. Dieser kann natürlich vielseitig gedeutet und verstanden werden und ich will hier keine neue Version anfügen. Aber Hauptaufgabe der Heimatpflege ist die Erfassung der Gegenwart – Heimatpfleger sind die Zeitzeugen.

Die Stadt Einbeck hat seit der Eingliederung von Kreiensen insgesamt 46 Ortsteile und bis auf wenige Ausnahmen wird in allen Dörfern Zeitgeschichte dokumentiert. Jährlich werden Berichte abgegeben und im Stadtarchiv verwahrt. Damit wird den nachfolgenden Generationen viel wissenswertes übermittelt.

Die Dokumentation kann sehr unterschiedlich sein, meist tun  dies Einzelpersonen in den Dörfern, aber auch Vereine sind aktiv: Heimat-, Museums-, Burg-, Salinenvereine usw. oder auch beides.

 Zeit- und Kulturgeschichte muss nicht immer weit entfernt stattfinden, man findet sie auch in unserer unmittelbaren Umgebung, in kleinen Dörfern, wie hier in Kuventhal.

 


Einige Gedanken zum Abbruch des Hauses Kuventhaler Ring 5

Nun ist es weg...

Der zweite Abbruch eines Wohnhauses in unserem Dorf „Kuventhaler Ring 5“ nach dem Haus Sonnenberg im Jahre 2011. Vielleicht, so meint jedenfalls der Ortsheimatpfleger, ist dies ein Augenblick, um kurz innezuhalten und nachzudenken:

„Da stand es nun, dieses alte Haus - seit Jahrhunderten an dieser exponierten Lage mitten im Ortskern. Sichtlich gealtert, reparaturbedürftig, behäbig, es musste schon gestützt werden, war aber immer noch einigermaßen stabil in sich. Fachwerk eben. Das hoch aufragende, steile Dach mit ehemals drei Schornsteinen. Wie beeindruckend muss es zur Erbauungszeit ausgesehen haben in den jungen Jahren – der Baumeister hatte sehr gute Proportionen gewählt – der Kubus insgesamt, das Verhältnis der Geschoße zum Dachbereich hätte besser nicht sein können, dazu die ausgewogenen Fenster- und Türöffnungen. Der dezente Schmuck in Form von vorkragendem Obergeschoss, halbrunden Füllhölzern und der durchgehende Langbalken mit "Schiffskehlen" verziert. So bot es Schutz und Geborgenheit für die Bewohner, für die Tiere und den Hausrat. Als im Jahre 1769 in Kuventhal die Hausnummern eingeführt wurden, erhielt der Besitzer H. D. Henze die Nr. 25.

Sieben oder acht Generationen haben hier gelebt. Meistens wohl zeitgleich mindestens zwei Generationen unter diesem Dach, so war das früher üblich. Hier wurde gelacht, hier wurde gefeiert, fröhlich zusammen gesessen, aber auch geweint bei traurigen Ereignissen – hier wurde geboren und gestorben. Was mag die Baumasse des Hauses aus Lehm, Holz, Steine u.a. alles gesehen, erlebt und -wenn das möglich wäre- gespeichert haben? Mit Sicherheit eben die fröhlichen und traurigen Ereignisse – auch die sich wandelnden Lebensumstände über die vielen Generationen, die Veränderungen im Haus und in der Dorfidylle ringsherum.

Dieses Haus hat viel gesehen in dieser Lage – und hier dreht es sich für uns einmal virtuell um die eigene Achse:

  • Der Siebenjährige Krieg war noch in vollem Gange oder vielleicht gerade vorbei. Rechts und links brannten in diesen wirren Zeiten 3 Hofstellen komplett ab. Henze‘s Haus (Schmidt) lag noch in Trümmern und die große Scheune gab es noch nicht, nur vorn auf der Ecke das kleine Backhaus.
  • Anstelle des Anwesens von Eggers (Schoppe) stand noch nicht das heutige hohe Gebäude mit Wohn- und Stallteil. Der Vorgängerbau war eine kleine Kate, etwa mittig auf dem Grundstück. Östlich davon und um die kleine Kapelle verlief eine Dorfstraße.
  • Freie Sicht hatte dieses Haus auf die Kapelle. Nein, nicht die heutige, sondern auf den Vorgängerbau, der 1665 nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg auf dem alten Platz des Vorvorgängerbaus von 1592 errichtet wurde.
  • Haus Metge (Sonnenberg, abgebrochen 2011) war vielleicht gerade im Bau.
  • Dahinter folgte das Anwesen von Schaper - genau da, wo heute die Scheune von Albert Kempf steht. Das alte Haus wurde 1926 abgebrochen und die Scheune 1927 neu errichtet. Ist Inschriftlich datiert.
  • Der Platz, an dem heute die Hofstelle von Albert Kappei steht, war noch unbebaut, ein großer freier Platz, Metges Garten - der lange Ausläufer der Worth.
  • Kempf’s Haus, die alte Nr. 1, stand schon seit etwa 1680 da. Allerdings hatte es bis etwa 1820 noch eine andere Straßenfront. Damals wurde umgebaut und verändert. Die Linde, unter der nach der Legende noch die Herren von Berckefeldt Gericht hielten, war noch ein ganz junger Baum. Die Scheune am Kuventhaler Ring wurde erbaut 1898 erbaut. Vorher stand an diesem Platz ein keines Wohnhaus, ein sogenanntes Leibzuchthaus für den Altenteiler.
  • Die Hofstellen von Hoppe und Rohmeier waren noch nicht einmal geplant – in diesem Areal lag die große innerdörfliche Mühlenwiese mit reichem Bestand an Obstbäumen.
  • An der Furt durch das Krummen Wasser stand der Vorgängerbau des heutigen Anwesens von Watermann.Dann stand da die kleine Hofstelle von Metge/Hoppe – kurz hinter dem heutigen Buswartehäuschen.
  • Die zwei getrennt stehenden Gebäude der alten ehrwürdigen Mühle, Vorgängerbauten des heutigen Ensembles, standen schon lange vorher da. Der erste Müller wird noch vor dem 30-jährigen Krieg erwähnt.
  • Hofstelle Schaper (Beulshausen) noch ohne die große Scheune und ohne die Stallgebäude an der Ecke Poststraße/Kuventhaler Ring. Das Wohnhaus wurde etwa zeitgleich erneuert, aber einen alten Vorgängerbau hat es schon gegeben.
  • Und dahinter, im letzten Teil der heutigen Scheune von Beulshausen befand sich die Hofstelle Nolte, die nach einem Brand um 1890 nicht wieder aufgebaut wurde.
  • Die Hofstelle DeWal (Sauthoff) gab es noch nicht und anstelle der heutigen Häuser von Seemann und Müller existierte die Kötnerstelle von C.D. Eggers.
    Von Süden floss die Beeke auf das Haus zu um kurz davor ins Krumme Wasser abzubiegen. Wahrscheinlich ist sie vor dem Bau des Hauses in den hier vorhandenen Tümpel gemündet. Das Haus ragte aus Terrain etwas hervor, etwa 1 Meter lagen die umgebenden Geländeflächen tiefer als heute. Soviel ist „draufgekommen“.

So wie eben beschrieben könnte das Haus zu seiner Entstehungszeit die Umgebung wahrgenommen haben, so hat es den Zeitenwandel erlebt, so hat es an dieser zentralen Lage das Geschehen im Dorf „im Blick“ gehabt. Es ist seinen Weg durch die Geschichte gegangen und der ist nun zu Ende. Gut 250 Jahre hat er gedauert.

Spannend bleibt noch die mögliche Beantwortung der Frage, ob es wohl einen Vorgängerbau am Rande des Dorftümpels gegeben hat. Ich denke, wir werden noch nachschauen!


Willi Hoppe, Ortsheimatpfleger


Eine Kuventhaler Zigarrenkiste

Zigarrenkisten aus dünnem Holz waren in früheren Zeiten weit verbreitet. Alle möglichen Fabrikate diverser Rauchwaren wurden darin angeboten. Auch in der Raststätte "Zur Wilhelmsbrücke" griff man wohl gern nach Speis und Trank mal in die "Kiste". Der damalige Gastwirt Pletat ließ sogar Zigarrenkisten mit eigener Beschriftung für seine Gäste anfertigen. Erfreulich, dass sich so ein Exemplar aus den 1960er Jahren erhalten hat.

Die Beschriftung lautet: Raststätte Kuventhal - Emil Pletat, Kuventhal/Einbeck

 

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